Dem Pferd werden in unserem Kulturkreis häufig positive Eigenschaften zugeschrieben, die sehr anziehend auf viele Menschen wirken. Pferdeinteressierte Menschen sind in unserer Erfahrung nach hoch motiviert, sich mit diesen großen und zugleich sanften Tieren anzufreunden und den pferdegerechten Umgang zu erlernen.

Deshalb öffnen sie sich für neue Erfahrungen und probieren ungewohnte Verhaltensweisen aus. Die Bereitschaft an sich zu arbeiten, neu Fähigkeiten zu üben und zu erwerben, ist groß. So werden Verhaltenskorrekturen von Kindern meist frustrationsfrei angenommen, weil sie sich sinnvoll und einsichtig aus dem Umgang mit dem Pferd ergeben und nicht als abwertende Mahnung eines Erwachsenen aufgefasst werden. Dadurch ergibt sich die Möglichkeit, über das Pferd als Partner im Therapieprozess verhaltensmodifizierend einzuwirken, ohne als Reitpädagogin das Kind direkt anzuweisen.

Heilpädagogik mit Pferden wird meist nicht als Therapie erlebt und bietet gerade bei Therapiemüdigkeit eine gute Chance, den pferdeinteressierten Menschen anzusprechen und zu fördern.

Kind vornüber gebeugt auf einem Pferd

Das Wesen des Pferdes eröffnet vielfältige pädagogische und therapeutische Ansatzpunkte

Das Pferd spricht den Menschen mit all seinen Sinnen an. Die Ausstrahlung dieses Tieres und die Wärme seines Körpers vermitteln Ruhe und Entspannung. Vom Pferd wird man getragen und geschaukelt und kann sich geborgen fühlen. Es nimmt jeden Menschen vorurteilsfrei an.

Pferdeverhalten ist erklärbar, direkt, eindeutig und echt. Der Mensch bekommt unmittelbar Rückmeldung für sein eigenes Handeln. Diese gesunde Beziehungserfahrungen werden durch die soziale Kompetenzen des Herdentieres ermöglicht. Das Pferd fordert und fördert selbstsicheres, gelassenes Auftreten und die Selbstkontrolle. Mit diesen großen und starken Tieren kann der Mensche nicht willkürlich und nach eigenem Gutdünken umspringen.

Zwei Kinder mit Pferden auf dem Reitplatz

So lässt Aggressivität die Interaktion mit dem Pferd spürbar misslingen. Andererseits muss der Mensch für diese von ihm abhängige Wesen umsichtig und verantwortungsvoll sorgen. Der Umgang mit der Angst vor diesen respekteinflößenden Tieren kann ein Modell für die persönliche Angstbewältigung darstellen. Reaktionen dieses feinfühligen Fluchttieres können zudem als Spiegel für die innere Befindlichkeit des Menschen dienen.

Ute und Kind auf einem Pferd machen Ballübung

Der Schritt des Pferdes mit seinem dreidimensionalen Bewegungsablauf entspricht dem Gangbild des Menschen. Diese geschmeidige Bewegungen des Lauftieres vermitteln beim Reiten Freude und Wohlbefinden und fördern sowohl Beweglichkeit, Gleichgewicht und Balance als auch die Rumpfkontrolle und eine gesunde, aufrechte Körperhaltung. Besonders die taktil-vestibulär-kinästhetische Wahrnehmung wird intensiv angesprochen.

Unsere Therapiepferde sind speziell geschulte Pferde, die unter unserer Führung den Menschen mit seinem Anliegen auf seinem individuellen Weg einfühlsam und achtsam begleiten. Zudem kann man mit ihnen den sicheren, pferdegerechten und angstfreien Umgang mit Pferden lernen und wird so optimal für ein späteres Reiten lernen vorbereitet.